Die Praxis von morgen schon heute vor Augen

Die Landwirtschaftliche Hauptgenossenschaft ist gemäß ihrem genossenschaftlichen Auftrag bestrebt, innovative Projekte aufmerksam zu verfolgen und zu fördern. Zu diesem Zweck hat die LHG den Moarhof bei Meran besucht und sich von Stephan Raffl, Bereichsleiter des Agrarbetriebes Laimburg, den Test der Wassersensoren erklären lassen.
Eine ausreichende Versorgung mit Wasser ist wesentlich für die landwirtschaftliche Produktion. Das System der Waale, welches Teil des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO ist, diente bereits seit dem Mittelalter der Bewässerung von Wiesen und Feldern. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft folgten Überkronen- und später die Tropfbewässerung. Die Absicht, Wasser immer zielgerichteter zu nutzen ist somit kein Trend der Gegenwart, sondern schon seit Jahren ein Bestreben der Südtiroler Landwirtschaft. Durch die immer ungleichmäßigere Verteilung der Niederschläge in den letzten Jahren ist die effiziente Nutzung der Ressource Wasser umso mehr zum Gebot der Stunde geworden.

Ein wesentlicher Punkt in diesem Zusammenhang ist die Kenntnis des effektiven Wasserbedarfs der verschiedenen Kulturen. Um diesen feststellen zu können, wurde auch am Versuchszentrum Laimburg intensiv an der Entwicklung von Sensoren für den Obst- und Weinbau geforscht. Bei diesem Projekt, das den Namen „Smartland“ trägt, wurden die Forschungskompetenz der Laimburg mit dem technologischen Knowhow von Alperia (Sensoren, Funknetz LoRaWan™) und der Expertise des Südtiroler Beratungsrings für Obst- und Weinbau, verantwortlich für die Auswertung der gemessenen Daten, gebündelt. Aus dieser Zusammenarbeit gingen einerseits Tensiometer zum Einsatz im Obstbau und andererseits spezifische Sensoren für den Weinbau hervor. Diese sind inzwischen auch im Handel erhältlich und bereits an mehreren Standorten übers Land verteilt im Einsatz.

Beim Moarhof in Meran, so Stephan Raffl, wird durch die Koppelung der Sensoren zur Bodenfeuchtemessung mit den Ventilen der Bewässerungsanlage eine vollautomatische Bewässerung der Obstanlagen ermöglicht. Nach Anlauf des Projektes im Jahr 2022 kann nun eine erste Bilanz gezogen werden, welche durchaus positiv ausfällt, so Raffl. Das positive Resultat beschränkt sich nicht nur auf die merkliche Einsparung beim Wasserverbrauch, welcher im Vergleich zum Jahr 2021 bei über 50% lag. Auch was die Qualität der Früchte sowie das Wachstumsverhalten der Bäume betrifft, stimmen die Beobachtungen zuversichtlich. In den Weinanlagen, in denen die Bewässerung anhand der Sensoren reguliert wurde, konnte durch kleinere Beeren bei gleichbleibender Erntemenge ebenfalls ein sehr gutes Ergebnis erzielt werden. Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich feststellen, dass sich die Automatisierung der Bewässerung im Obstbau gut umsetzen lässt, während die Steuerung im Weinbau aufgrund anderer Anforderungen noch einige Entwicklungsschritte vor sich hat.

Sicherlich wird sich im Bereich der Automatisierung und Digitalisierung in der Landwirtschaft in der näheren Zukunft noch einiges tun. Genauso sicher ist es auch, dass die Landwirtschaftliche Hauptgenossenschaft in ihrem Netzwerk aus lokalen, aber auch internationalen Partner dort in erster Reihe mit vertreten sein wird.


von Paul.Prantner@ca.bz.it
01/01/2024