Einsaat

In unseren Obstwiesen wandern viele Nährstoffe während eines Vegetationszyklus vom Boden über den Baum in die Früchte. Doch wie können wir unsere Böden nach einem Zyklus wieder ernähren?
Mit der Ernte kommt es zu einem Abschluss des Nährstoffkreislaufs. Um die Fruchtbarkeit des Bodens aufrecht zu erhalten, müssen auf die eine oder andere Weise Nährstoffe wiedereingeführt werden. Eine Option, neben Kompost oder Wirtschaftsdünger, kann die Gründüngung sein, d. h. die Aussaat (in der Fahrgasse oder auf einer Brache) von bestimmten Einsaatmischungen, die dann im Boden eingearbeitet werden. Dies führt dem Boden organische Substanz zu, welche die Bodenorganismen als Rohstoff für die Bildung von Ton-Humus-Komplexen (was den Boden fruchtbar macht) nutzen. Ein Boden reich an Humus bedeutet erhöhte Wasserspeicherkapazität, geringeres Erosionsrisiko und optimalen Luft- und Nährstoffaustausch.

Einsaaten als artenreiche blühende Flächen fördern außerdem die Biodiversität und locken insbesondere Insekten- und Vogelarten auf unsere Wiese an. Je nach Pflanzenart kann sogar die Verfügbarkeit gewisser Nährstoffe erhöht werden: Zum Beispiel mobilisiert Buchweizen Phosphor durch eine leichte Versäuerung der Wurzelzone und Phacelia mykorrhiziert sehr stark.

Was kann ich einsäen? Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wichtig ist die Zielsetzung: „Was will ich mit meiner Einsaat erreichen?“

Biofumigation 
Gegen Bodenschädlinge und -krankheiten können Kreuzblütler wie Ölrettich und Gelbsenf, aber auch Sandhafer und Tageten helfen. Insbesondere die Kreuzblütler setzen durch die Pflanzenteile Stoffe frei, welche eine fumigationsähnliche abstoßende Wirkung haben. Am besten sollen sie kurz vor der Vollblüte im Boden eingearbeitet werden.

Humus 
Damit Bodenmikroorganismen die organische Substanz stufenweise abbauen und sie langsam in pflanzenverfügbare Nährstoffe umwandeln können, brauchen sie nicht nur stickstoffreiches, sondern auch faserreiches Ausgangsmaterial. Daher wird empfohlen, Getreidearten mit Leguminosen zu mischen, wie z. B. Winterroggen mit Wicke oder Wintererbse.

Insektenparadies 
Blühende Pflanzen aller Art, welche stufenweise blühen und unterschiedliche Blumenformen vorweisen, sind ein echtes Paradies für Bestäuber und andere Nützlinge. Doldenblütler (Wilde Möhre, Wiesenkümmel, Korbblütler (Sonnenblume, Ringelblume, Schafgarbe), Kreuzblütler (Ölrettich, Senf, Leindotter), Schmetterlingsblütler (Kleearten) und anderen Pflanzenfamilien ziehen jeweils unterschiedliche Insektenarten an.

Die Saatbettvorbereitung sollte nicht länger als eine Woche vor Aussaat erfolgen. Bei der Bodenbearbeitung soll darauf geachtet werden, dass keine zu starken Erdumwälzungen stattfinden. Optimaler Zeitpunkt zur Begrünung ist je nach Einsaatmischung und Standort im Frühjahr (Ende März bis Mai) oder im Frühherbst (August bis Oktober).
Das Schöne an der Einsaat ist, dass sie keine besondere Pflege benötigt. Bei Bedarf können durch einen Schröpfschnitt (auf ca. 20-30 cm Höhe) ab Mai/Juni dominante schnellwüchsige Pflanzenarten (z. B. Gelbsenf) unterdrückt und andere Einsaatkomponenten gefördert werden. Aufpassen auf Nagetiere und Baumwanze! In diesem Fall sollen die richtigen Einsaaten sorgfältig gepflegt und gezielt geschnitten werden. Nach der Vegetationsperiode im Herbst wird die Einsaat gemulcht oder umgeknickt und oberflächlich in den Boden eingearbeitet.

Empfohlen ist immer selbst ausprobieren, beobachten und Geduld haben. Auf diese Weise können wir dem Boden Gutes tun.

Gastbeitrag Bioland
von Martina Frapporti@bioland-suedtirol.it
Beraterin Feinsämereien/Einsaaten
01.02.2021