Eutergesundheit
Eutergesundheit beginnt lange vor und endet weit nach dem Melken. Gemeinsam mit der Fütterung, Einstreu und Haltung schließt sich mit ihr der Kreis der Tiergesundheit. In diesem Gastbeitrag wird die Phase vor und nach dem Melken unter die Lupe genommen.
Saubere Euter sehen nicht nur schön aus. Sie sparen viel Arbeit, fördern die Eutergesundheit und sind eine Grundvoraussetzung für die Erzeugung hygienisch einwandfreier Milch. Korrekter Melkvorgang und Melkhygiene leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit der Tiere. Eine gründliche Zitzenreinigung vor dem Melken ist unerlässlich. Sie beginnt mit einer groben Reinigung, zum Beispiel mit einem sauberen Papiertuch. Die feine Reinigung der Zitze kann u.a. mit weichmachenden und reinigenden Produkten, den sogenannten „Pre-Dipping-Mitteln“ (pre-dipping bedeutet vortauchen), durchgeführt werden. Hierbei gibt es schaumbildende und nicht schaumbildende Produkte. Schaumbildende Produkte werden mit einem Zitzenbecher aufgetragen, nicht schaumbildende hingegen werden direkt auf die Zitzen gesprüht. Beide Produkttypen müssen mindestens 30 Sekunden einwirken, danach werden die Zitzen mit einem sauberen Papiertuch gereinigt, um Schmutz und pre-dipping-Mittel zu entfernen. Am Ende müssen die Zitzen perfekt trocken sein. Bei Mastitis, hoher Zellzahl oder schlechten hygienischen Bedingungen im Stall ist es wichtig, vor dem Melken ein Produkt zu verwenden, das sowohl reinigt als auch desinfiziert. Dadurch wird verhindert, dass Bakterien von der Zitzenhaut in den Zitzenkanal und folglich während des Melkens in das Euter gelangen. Desinfektionsprodukte können verschiedene Wirkstoffe wie Jod, Peressigsäure, Chlorhexidin, Wasserstoffperoxid oder Milchsäure enthalten. Wenn schaumbildende Produkte verwendet werden, soll der Zitzenbecher nach jedem Melken gereinigt und Produktreste entfernt werden, um eine Kontamination des Euters beim nächsten Melken zu vermeiden. Das Vortauchen mit Desinfektionsmitteln hilft, die Anzahl von Clostridiensporen in der Milch zu reduzieren.
Und nach dem Melken?
Nach dem Melken bleibt der Zitzenkanal noch 45 - 60 Minuten lang offen. Um das Eindringen von Bakterien zu verhindern, kann man filmbildenden Desinfektionsmittel einsetzen. Solche „Post-Dipping“ Produkte bilden eine mehr oder weniger starke Schicht auf dem Schließmuskel, um dem Eindringen von Schmutz und Keimen vorzubeugen. Auch der direkte Kontakt von Fliegen mit dem Zitzenkanal, kann stark reduziert werden. Dies ist positiv, da Fliegen Krankheiten übertragen können. Dickflüssige Produkte werden mit einem Zitzenbecher aufgetragen, flüssige Mittel direkt auf die Zitzenspitzen gesprüht. Diese Produkte können verschiedene Wirkstoffe enthalten, z. B. Peressigsäure, Wasserstoffperoxid, Milchsäure sowie Salicylsäure, Glykolsäure, Chlor, Chlorhexidin, Jod und auch pflanzliche ätherische Öle. Chlorhexidin und Jod haben eine sehr stark desinfizierende Wirkung und werden häufig bei Euterentzündungen durch Staphylococcus aureus empfohlen. Jodhaltige Desinfektionsmittel sind temperaturempfindlich, unter 0°C und über 30°C kann die desinfizierende Wirkung vom Jod sinken.
Es ist empfehlenswert, die Wirkungsstoffe etwa alle 6 Monaten zu tauschen, damit sich keine Resistenzen bilden. Durch die oben genannten Verfahren kann die Eutergesundheit erreicht und erhalten werden, was sich positiv auf das Wohlbefinden und die Produktivität der Tiere auswirkt.
von Erica De Monte
BRING - Tiergesundheit und Geflügel
demonte.e@bring.bz.it