Kraftfutter der Zukunft

Bereits heute wird weltweit viel über die Reduzierung von Treibhausgasen in der Landwirtschaft und der Tierhaltung gesprochen, ein Thema was in den nächsten Jahren aber noch mehr an Bedeutung gewinnen wird. Dabei wird die Milchviehhaltung als einer der größten Emittenten ebenfalls einen großen Beitrag leisten müssen. Ein wichtiger Baustein wird dabei der Einsatz spezieller Futtermittel sein, durch die die Kühe weniger Methan produzieren.
Nach aktuellen Schätzungen beträgt der Methanausstoß von Milchkühen etwa 20 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emission der europäischen Landwirtschaft. Durch diese Zahlen ist die Milchwirtschaft in den letzten Jahren vermehrt als „Klimasünder“ in die Kritik geraten. Daher werden bei Stallneubauten seit einigen Jahren vermehrt Maßnahmen zur Methanreduktion getroffen, wie beispielsweise der Einbau von zahlreichen Harnrinnen in die Laufflächen, damit weniger Flüssigkeiten ausgasen können. Ebenso werden viele Maßnahmen zur Verbesserung des Stallklimas umgesetzt, was auch den Tieren zugutekommt.

Die LHG als Futtermittelproduzent befasst sich ebenfalls seit einiger Zeit mit diesem Thema, allerdings mit der Verwendung von speziellen Wirkstoffkomplexen, die bereits die Entstehung von Methan im Pansen der Kühe reduziert. Das Prinzip dabei ist, dass die genannten Wirkstoffe das Wachstum von ganz speziellen Bakterien fördern, die dann das durch Fermentation entstehende Methan bereits im Pansen abbauen und für die Kühe in Form von Energie wieder nutzbar machen.

Der größte Vorteil ist zweifellos eine um etwa 15 Prozent höhere Futtereffizienz. Das bedeutet, dass die Kühe bei gleichem Futtereinsatz eine um 15 Prozent höhere Leistung (Milchmenge, Inhaltsstoffe, Zuwachs, Fruchtbarkeit) haben oder man für die gleiche Leistung 15 Prozent weniger Futter benötigt. Gerade in der aktuellen Situation wo Kraftfutter und Grundfutter sehr teuer geworden sind, ist diese Einsparung für die Landwirte deutlich spürbar. Liefert ein durchschnittlicher Betrieb beispielsweise 100.000 Liter Milch pro Jahr mit einem Durchschnittspreis von 50 Cent pro Kilogramm Milch, entspricht das einem Jahresumsatz von 50.000 Euro, der sich auf 57.500 Euro erhöhen könnte.

Ein weiterer Vorteil ist die sich verbessernde Fitness der Kühe. Durch die Umwandlung von Methan in Energie steht den Kühen diese Mehrmenge an Energie für ihren Stoffwechsel zur Verfügung. Eine Verbesserung der Fruchtbarkeit und des Immunsystems (Reduktion der Eutererkrankungen) ist die Folge. Dies sind die mit Abstand häufigsten Abgangsursachen für Milchkühe. Abgesehen von der Verbesserung des Tierwohls, was die Verbraucher und Konsumenten auch sehr stark fordern, kann teure Nachzucht eingespart werden und auch die Milchleistung steigt mit zunehmendem Lebensalter der Kühe an (die höchsten Milchleistungen haben Kühe in der 5. bis 7. Laktation).
Die Auswirkungen auf das Klima durch eine Reduktion von lediglich 15 Prozent Methan klingt im ersten Moment unbedeutend, man muss allerdings bedenken, dass die Wirkung von Methan als Treibhausgas etwa 25-mal höher ist als durch CO2. Eine spürbare Auswirkung auf das Klima wird natürlich auch nur gegeben sein, wenn ein Großteil der Kühe weltweit mit dem beschriebenen Futter gefüttert wird.

Eine weitaus größere Auswirkung hat die Methanreduktion allerdings auf das Image von Milch und Milchprodukten beim Konsumenten. Steht dieser im Regal vor mehreren ähnlichen Produkten und eines davon ist als klimafreundliche Milch ausgewiesen, wird er mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch dieses Produkt auswählen. Viele große Milchhöfe in Europa arbeiten bereits daran und auch für die Südtiroler Milchprodukte könnte dies eine Chance sein, Absatz sowie Wertschöpfung und so den Mitgliedern bessere Auszahlungspreise zu bieten.

Die Wirkstoffe können in jedes Kraftfutter in Abhängigkeit der gefütterten Menge eingemischt werden, ohne Mehrkosten für die Kunden zu schaffen. Bei ersten Praxisversuchen in Südtiroler Betrieben konnten keine negativen Auswirkungen auf Futteraufnahme oder Milchqualität festgestellt werden.


von Michael.Wahl@ca.bz.it
01.09.2022