Milchviehstall 4.0

Eine Besonderheit der Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft ist, dass viele ihrer Mitarbeiter in der Landwirtschaft tätig sind. So auch unser junger Mitarbeiter der Zweigstelle Bruneck, Hannes Hopfgartner (29) vom Hilberhof in Pfalzen. Im vergangenen Jahr realisierte Hannes einen neuen vollautomatischen Milchviehstall. Grund genug für LHG AKTUELL, Hannes einen Besuch abzustatten.
Dass Hannes heute einen Milchviehbetrieb führt ist nicht selbstverständlich, hatten doch seine Eltern die Milchwirtschaft aufgegeben. Hannes ist allerdings gerne Bauer und so war es für ihn ein natürlicher Schritt, die Milchproduktion wieder aufzunehmen. Der Anfang war jedoch mit Herausforderungen verbunden. Das alte Stallgebäude eignete sich nur mehr bedingt für die Milchproduktion, da es die heutigen Standards nicht mehr erfüllte. Der Bau eines neuen Stalls war somit unerlässlicher Schritt hin zum Milchbauer. Doch was für ein Stall sollte es werden? Hannes besichtigte zahlreiche Betriebe in Südtirol sowie im Ausland, um Informationen einzuholen und sich eine klare Idee vom Stall der Zukunft zu machen. Seine Entscheidung fiel schlussendlich auf einen modernen Kompostierungsstall mit Melkroboter und automatischer Fütterung.

Haltung im Kompostierungsstall

Der Kompostierungsstall bietet den Tieren die Freiheit, ihr Liegeverhalten auf natürliche Weise auszuleben. Der Untergrund ist weich und so können sich die Rinder ohne Einschränkungen hinlegen und aufrichten, ganz als ob sie auf der Weide wären. Der Stall von Hannes ist hoch und offen gebaut und so strömt ausreichend Licht und Frischluft in die Halle. Betreffend Beleuchtung entschied sich Hannes für LED-Lampen, welche er inklusive Steuerung über die LHG bezog und dann selbst montierte. Am Futtertisch stehen die Tiere auf einem teils planbefestigten und teils mit Spalten versehenen Boden. Dieser wird mit Hilfe eines Roboters ständig gereinigt und so vom Mist befreit. Als Folge stehen die Tiere immer auf trockenem Boden, was die Klauen schont.

Automatische Fütterung

Die Futterversorgung am Futtertisch erfolgt per Förderband. Wie funktioniert das System? Im Stadel steht ein neuer stationärer Mischwagen der Firma Trioliet. Dieser wird von Hannes alle zwei Tage mit Hilfe des Teleskopladers der Firma Weidemann befüllt. Danach läuft alles automatisch: Siebenmal am Tag wird vom Mischwagen Futter auf das Förderband aufgeladen und dann zum Futtertisch befördert; das Förderband verläuft oberhalb des Futtertisches. Mit Hilfe der Pflugeinrichtung wird das Futter vom Förderband abgeschoben und fällt direkt auf den Futterbarren. Die Tiere erhalten so immer frisches Futter und die Futteraufnahme wird konstant stimuliert. Dank des Mischwagens erhalten die Tiere eine ausgeglichene Ration bestehend aus Grassilage, Maissilage, Luzerne, etwas Stroh und dem passenden Ausgleichskraftfutter der Marke ENZIAN. „Mit dem Mischwagen bin ich sehr zufrieden und die Geräuschbelastung ist nur minimal“, erklärt Hannes lobend.

Melkroboter

Seit vergangenem Januar wird am Hilberhof mit dem Melkroboter gemolken. Für die Tiere war das System anfangs ungewohnt, doch Hannes berichtet, dass sie es mittlerweile sehr gut annehmen. Wie hat er das geschafft? Während des Melkens erhalten die Kühe einen Teil des Kraftfutters. Hannes verfüttert das bewährte ENZIAN-Milchleistungsfutter „HF“, welches die Kühe sehr gerne fressen. Durch das schmackhafte Futtermittel schafft er es also, die Tiere leichter zum Roboter zu locken und so die nötige Melkfrequenz zu erreichen. Zwar müssen sich noch ein paar Kühe besser an das neue System gewöhnen, doch im Allgemeinen fühlen sich die Tiere bereits sehr wohl und vertraut mit der neuen Technik. Das Melken erfolgt stressfrei und die Tiere nehmen den Melkroboter kaum wahr, da sie während des Vorgangs mit dem Fressen beschäftigt sind.

Stall 4.0 - immer und überall Infos zur Kuh

Über den Melkroboter werden laufend Daten zur Milchmenge, Milchqualität und Besuchsfrequenz erfasst. Zudem werden über einen Transponder am Halsband der Kuh Schrittzahl und Wiederkauschläge registriert. All diese Informationen laufen in einer zentralen Kontroll- und Steuerungssoftware zusammen und können von Hannes jederzeit über seinen PC bzw. sein Mobiltelefon abgerufen werden. Über dieses System kann Hannes zusätzlich die Einstellungen der Technik ändern bzw. korrigieren, und das zu jedem beliebigen Zeitpunkt. Möglich ist dies durch die Anbindung der gesamten Technik an das Internet. Worin liegt der Vorteil dieser detaillierten Datenerfassung? Die generierten Informationen helfen dem Betriebsleiter die Gesundheit der Tiere zu überwachen und so bei Problemen frühzeitig einzugreifen bzw. diesen vorzubeugen.

Mehr Flexibilität und Tierkomfort

Wer den neuen Stall am Hilberhof betritt nimmt sogleich die Ruhe wahr, die drinnen herrscht. Die Tiere fühlen sich sichtlich wohl. Doch auch für Hannes bedeutet der neue Stall mehr Lebensqualität und zugleich Flexibilität, da die fixen Melkzeiten am Morgen und am Abend wegfallen. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Tiere weniger Aufmerksamkeit brauchen. Ständige Beobachtung und Betreuung der Tiere gehören zur guten landwirtschaftlichen Praxis.

Hannes Hopfgartner hat mit seinem Vorzeigestall in die Zukunft investiert. Wir wünschen ihm viel Erfolg und freuen uns auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit als Arbeitgeber und Lieferant.


01.04.2019